Image- und Repräsentationspolitik:
WAREN DABEI
Found Footage Installation 1998

von Carsten Moeller (fernsehen macht schön, Leipzig)

Die reale deutsche Teilung und ihre Widerspiegelung im Medium Fernsehen: zwei nebeneinanderstehende Fernseher zeigen Fragmente aus Ost- und Westfernsehen - zum Teil identische Sachverhalte erscheinen in völlig verschiedenen Interpretationen. Das sich wechselseitig beinflussende Massenmedium in Ost und West kann in dieser Konstellation als einzigartig gelten.

Stets gaben sich die Ostmedien bemüht, die Bürger der DDR zu desinformieren - stets strahlte der öffentlich-rechtliche Rundfunk seine Programme flächendeckend über die DDR aus. Aus medialem Blickwinkel waren die Ostdeutschen bereits seit Beginn der TV-Ära Teil des westlichen Systems.


Installation: Waren dabei

Installation: Waren dabei

Installation: Waren dabei

Diese bizarre Stellvertreterfunktion gipfelte in den Geschehnissen am 9.November. Auf einer Pressekonferenz äußerte sich der SED-Funktionär Schabowski mißverständlich zu einer neuen Ausreiseregelung der DDR. Diese Aussage, verbreitet in Funk und Fernsehen der BRD, führte zu einer grotesken Situation, die die Maueröffnung überhaupt erst ermöglichte. die Menschen kamen in Erwartung einer möglichen Ausreise an die Grenzübergänge des geteilten Berlin. Die Wachhabenden hatten keinerlei Befehl und beugten sich schließlich dem Lauf der Ereignisse.

Die beiderseitige Instrumentalisierung der Bilder erlaubt einem faszinierenden Blick ins Innere des Mediums. Am Höhepunkt der Ereignisse, dem historischen Satz von Schorlemmer vom ´Wandel der Ostdeutschen von Objekten zu Subjekten des politischen Handelsª kehren die Bilder um und fließen zurück in das Medium, das sie hervorbrachte. Der Weg wird frei zur essayhaften Reflexion.


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hybrid video tracks
ein ausstellungsprojekt der NGBK
berlin, 01.09. bis 07.10.2001

Stand: