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Gen-Ökonomie

Saatguthandel

Zehn Unternehmen beherrschen 32 Prozent des kommerziellen Saatguthandels mit einem Volumen von 23 Milliarden Dollar. Es sind so genannte Life-Science-Konzerne, die sich von ihren chemischen Sektoren getrennt haben und nun ganz auf die biotechologische Schiene setzen. (Jeremy Rifkin: Access, 2000, S. 87ff)


(http://www.transnationale.org/transnationale/alimentation/transgenique_prod.htm)

Allein DuPont, Monsanto und Novartis erzielten in diesem Geschäft Einnahmen von insgesamt 4,5 Milliarden Dollar. Monsanto erwarb in den letzten Jahren für über acht Milliarden US-Dollar Samenhersteller und auf dem Agrarsektor arbeitende Life-Science-Unternehmen und wurde zum Branchenführer. 33 Prozent des Sojabohnenmarktes, 15 Prozent des Marktes für Maissamen und, nach der Übernahme der Delta and Pine Land Company, 85 Prozent des US-Marktes für Baumwolle werden von Monsanto kontrolliert. Zu Monsanto gehören weiterhin die französische Groupe Limagrain, Astra Zeneca in Großbritannien und Schweden, Sakata in Japan sowie die deutsche KWS AG. (www.monsanto.com)
Monsanto und andere wollen jeden Bauern verklagen, der ihr patentiertes Saatgut zurückhält und wieder einsetzt. Den Bauern drohen Geldbußen bis zu 100.000 Dollar. Monsanto hat Detektive der Agentur Pinkerton angeheuert, um die Landwirte zu überwachen und Saatgutreiniger, Händler für Landwirtschaftsbedarf und Saatgut und andere nach potenziellen Vertragsbrüchigen auszuhorchen.
Mit ihren Patenten am weltweit verbleibenden Saatgutbestand beherrschen die Life-Science-Unternehmen enen großen Teil der landwirtschaftlichen Produktion. Sie sind die Anbieter, und jeder Landwirt weltweit wird zum Nutzer, der für den Zugang zu Saatgut in jeder Vegetationsperiode neu bezahlen muss (Jeremy Rifkin: Access, 2000, S. 87ff).

Weltweite Anbaufläche von Gen-Pflanzen 2003: cirka 67,7 Millionen Hektar

2003 ist die weltweite Anbaufläche von gentechnisch veränderten Pflanzen um 15 Prozent und damit im siebten Jahr in Folge um eine zweistellige Rate gewachsen. 2002 betrug das Wachstum 12 Prozent. Die Fläche umfasste im letzten Jahr 67,7 Millionen, 1996 waren es nur 1,7 Millionen Hektar. Damit ist sie innerhalb von acht Jahren um das Vierzigfache gewachsen. Sie macht aber nur 4,4 Prozent der weltweiten, landwirtschaftlich genutzten Fläche aus (konventioneller Anbau: 94 Prozent, ökologischer Anbau: 1,6 Prozent). Zum Vergleich: Die gesamte Ackerfläche Deutschlands umfasst 35 Millionen Hektar. Sieben Millionen Farmer in 18 Ländern arbeiten heute mit GVO-Pflanzen, 2002 waren es 6 Millionen Farmer in 16 Ländern. Die International Seed Federation behauptet, dass von den sieben Millionen Farmern 85 Prozent zu den so genannten Ressourcen-armen Bauern zu rechnen sind, die zumeist Bt-Baumwolle in neun chinesischen Provinzen und in KwaZulu Natal in Südafrika produzieren. In den nächsten fünf Jahren rechnet die ISF mit einem Anwachsen der GM-Anbaufläche auf fast 100 Millionen Hektar, mit bis zu 10 Millionen Farmern, die Genpflanzen in bis zu 25 Ländern ernten (ISAA Briefs , No. 30 - 2003, www.worldseed.org)

  • 63 Prozent des GVO-Anbaus in den USA: 42,8 Millionen Hektar
  • 21 Prozent in Argentinien: 13, 9 Millionen Hektar
  • 6 Prozent in Kanada: 3,5 Millionen Hektar
  • 4 Prozent in Brasilien: 3 Millionen Hektar
  • 4 Prozent in China: 2,8 Millionen Hektar
  • Deutschland: weniger als 1000 Hektar

2003 teilen sich sechs Länder 99 Prozent der GVO-Anbaufläche, 2002 waren es noch vier. 10 Länder verfügen über eine GVO-Anbaufläche von über 50.000 Hektar. Mit 63 Prozent Anteil an der weltweiten GVO-Anbaufläche liegt die USA im Jahr 2003 unangefochten an der Spitze. Dort werden 42,8 Millionen Hektar mit Gen-Pflanzen bewirtschaftet. Die US-Anbaufläche ist damit gegenüber 2002 nochmals um 10 Prozent gewachsen. Auf dem zweiten Platz folgt Argentinien mit 21 Prozent der GVO-Anbaufläche und 13,9 Millionen Hektar. Dahinter kommt Kanada mit 6 Prozent und 4,4 Millionen Hektar. Seine Anbaufläche mit Genpflanzen wuchs 2003 um signifikante 26 Prozent. Es folgen Brasilien mit 4 Prozent und 3 Millionen Hektar sowie China mit ebenfalls 4 Prozent und 2,8 Millionen Hektar. Das Schlusslicht der sechs Hauptländer bildet Südafrika mit 1 Prozent und 0,4 Millionen Hektar (ISAAA Briefs, No. 30 - 2003, www.worldseed.org). In Deutschland werden derzeit weniger als 1000 Hektar mit GVO-Pflanzen bebaut - und zwar nur zu nicht-kommerziellen Zwecken.

Anteil von Gen-Saatgut am Agrar-Weltmarkt: 13 Prozent
Umsatz mit Gen-Pflanzen: rund 4,5 Milliarden Dollar

Seit 1994, als die erste genmanipulierte Pflanze, die "Flavour Savour”-Tomate, in den USA zur Kultivierung freigegeben wurde, wurden rund 50 verschiedene genetisch veränderte Nutzpflanzarten angebaut. 2002 waren dies vor allem Soja, Raps und Mais, daneben aber auch Baumwolle, Kartoffeln, Papaya und Kürbis. 2003 beträgt der globale Marktwert von GM-Pflanzen nach Schätzung der International Seed Federation (IFS) zwischen 4,5 und 4,75 Milliarden Dollar. 2002 waren es noch 4 Milliarden Dollar, das entsprach 15 Prozent des 31 Milliarden schweren globalen Pflanzenschutzmarktes und 13 Prozent des globalen kommerziellen Saatgutmarktes mit einem Umfang von 30 Milliarden Dollar. Der Gesamtmarktwert des globalen Genanbaus wird für 2005 auf 5 Milliarden Dollar geschätzt. (ISAAA Briefs, No. 30 - 2003, www.worldseed.org)

Gen-Soja schafft es bis Europa

2003 sind 55 Prozent, also 41,4 Millionen Hektar der weltweiten Soja-Anbaufläche von insgesamt 76 Millionen Hektar mit Gen-Soja bepflanzt. 2002 waren es noch 51 Prozent, d.h. 36,5 Millionen. Die Anbaufläche ist um 4,9 Millionen Hektar, das entspricht einer Wachstumsrate von 13 Prozent, gewachsen. Daran hat vor allem Brasilien großen Anteil, denn die dortigen Behörden genehmigten im September 2003 zum ersten Mal die Freisetzung von herbizidtoleranten Sojabohnen. (ISAAA Briefs, No. 30 - 2003, www.worldseed.org).
In den USA waren 2002 80 Prozent und in Argentinien sogar 99 Prozent der Soja-Ernte gentechnisch verändert (www.vci.de/dib/start.asp).

Für den Weltexport bestimmte Sojabohnen und -schrot kommen zu 90 Prozent aus den USA, Argentinien und Brasilien. Die drei Länder vereinigen drei Viertel der Weltproduktion auf sich. 50 Prozent dieser Exporte gehen an die EU (die europäische Ölmühlenindustrie bestreitet 50 Prozent ihrer Verarbeitungskapazität mit Sojabohnen).
In der EU fallen sie in das wichtigste Importvolumen, nämlich Ölsaat (zwischen 13 und 15 Millionen Tonnen) und Futtermittel (rund 36 Millionen Tonnen), die in Europa nicht in ausreichendem Maß hergestellt werden können. Der Selbstversorgungsgrad der EU beträgt bei Ölen/Fetten nur 50 Prozent und bei Proteinen 20 bis 30 Prozent. Eine Erhöhung ist aus agronomischen wie klimatischen Gründen nicht möglich.
Größtes importiertes Einzelprodukt sind Sojabohnen mit 12 bis 13 Millionen Tonnen und Sojaschrot (fällt bei der Verarbeitung von Sojabohnen an) mit 10 bis 12 Millionen Tonnen.
Diese Mengen können beispielsweise mit Importen von auch in der EU bereits zugelassenen herbizidtoleranten Sojabohnen ergänzt werden.
Mit Gen-Soja kommen die VerbraucherInnen in Europa also indirekt über den Verzehr von Fleisch in Berührung, da sich unter dem importierten Sojafutter für die europäische Landwirtschaft unter Garantie genmodifizierte Bestandteile befinden. (www.oelmuehlen.de)
Ein wesentlicher Grund dafür ist die Vernachlässigung der Sortenreinheit im Agrarexporthandel:
Über große Mengen von Getreide, Ölsaaten und Futtermitteln werden einzelne Kontrakte zwischen 10.000, 50.000 und 100.000 Tonnen abgeschlossen (so genannte “bulk commodities”).
Dies ist abhängig vom Erzeugnis, aber auch von der Größe der Schiffe, die sich wiederum nach der Größe der Häfen richten müssen.
Je nach Tiefgang und vorhandenen Umschlags- und Siloanlagen werden Schiffe mit 25.000, 35.000, 50.000 oder 60.000 Tonnen beladen. Bei Sojabohnen aus den USA fahren auch Schiffe mit 100.000 Tonnen.
Die “bulk commodities” werden mit klar definierten Qualitätskriterien und -garantien gehandelt. Die Sicherung der Lagerfähigkeit der Ware während des Transportes und in einem Zwischenlanger sowie die Erfüllung der Qualitätsansprüche der Verarbeitungsindustrie spielen die entscheidende Rolle.
“Tracebility”, das heisst die Wahrung der Identität der Ware vom Erzeuger bis zum Verarbeiter, spielt im Normalfall keine Rolle. So muss der Landwirt keine sortenreinen Rohstoffe verkaufen, sondern kann im Rahmen der Qualitätskriterien mischen (Bsp.: Sojabohne Standardqualität: Feuchtigkeit max. 14 Prozent, Besatz maximal 2 Prozent, freie Fettsäuren maximal 2 Prozent). Der Exporteur wiederum kauft nicht direkt vom Landwirt und hat deshalb keine Kenntnis über die verwendeten Sorten. Aufgrund der großen international gehandelten Mengen werden die von den einzelnen Landwirten angebotenen Mengen zu größeren Einheiten (Partien) zusammengefasst. Auf den zahlreichen Zwischenstufen geht also die Identität der Ware verloren. Bei den Verarbeitungsbetrieben kommt “vermischte” Ware an.
Die Identität kann lediglich für Nischenprodukte gewährleistet werden. Die Befürworter der Gentechnik stellen selber fest, dass es nahezu unmöglich ist, für “bulk commodities” zu garantieren, dass die Ware hundertprozentig frei von gentechnisch veränderten Sorten ist. Eine Vermischung lässt sich nur mit außergewöhnlich hohem Kostenaufwand vermeiden (www.oelmuehlen.de).

Gen-Soja in Argentinien

Argentinien ist extrem abhängig von der Sojabohne. 2003 machte sie 40 Prozent der gesamten Exporterlöse aus. Argentiniens Regierung unter Präsident Nestor Kirchner kassiert 23 Prozent Exportsteuer auf Sojaausfuhren und finanziert damit fast komplett seine Sozialprogramme. Vom Boom profitieren jedoch zumeist nur die Landwirte. Ihre Einkünfte verdreifachten sich nach 2002, als der Wechselkurs zwischen Dollar und Peso freigegeben wurde und der Peso um 70 Prozent einbrach. Die BSE-Krise in Europa ließ zudem die Nachfrage explodieren und im letzten Jahr erlebten die USA als größter Sojaproduzent eine große Trockenperiode. Die Bauern ernten ausschließlich für den Weltmarkt. Die Folge ist, dass Produkte für den einheimischen Markt wie Fleisch und Mehl immer knapper und teurer werden. Die Soja-Monokultur raubt dem Boden Nährstoffe, es muss mehr gedüngt werden. Das Gen-Soja ist zudem resistent gegen das Pflanzengift Glyphosat. Der US-Konzern Monsanto macht daraus sein Schutzmittel “Roundup” und verkauft dazu sein Sojasaatgut “Roundup Ready”, auf das er das Patent besitzt. Durch den massiven Einsatz von “Roundup” sind auch verschiedene Unkräuter resistent geworden. Immer größere Dosen des Gifts müssen sie in Schach halten. 150 Millionen Liter Roundup werden jährlich auf 14 Millionen Hektar Sojapflanzen gespritzt (taz, 26/27 Juni 2004).

Weitere wichtige Gen-Pflanzen
Baumwolle:

2003 sind 21 Prozent, also 7,2 Millionen der 35 Millionen Hektar Baumwollfelder auf der Erde mit Gen-Pflanzen bestückt. 2002 waren es 20 Prozent, d.h. 6,8 Millionen Hektar (ISAAA Briefs, No. 30 - 2003, www.worldseed.org). Allein in den USA beträgt der Anteil an der gesamten Ernte 71 Prozent (www.vci.de/dib/start.asp.). In China ist ausschließlich die Baumwolle genmodifiziert. 2003 sind dort 2,8 Millionen Hektar, d.h. 58 Prozent der Gesamtfläche von 4,8 Millionen Hektar Baumwolle, mit Genpflanzen bewirtschaftet (ISAAA Briefs, No. 30 - 2003, www.worldseed.org).

Raps:

2003 sind 16 Prozent der weltweiten Rapsfläche mit GVO-Raps bebaut, das sind 3,6 Millionen Hektar. 2002 waren es 12 Prozent, das entspricht 3 Millionen Hektar (ISAAA Briefs, No. 30 - 2003, www.worldseed.org). 1997 standen ihm nur 1,2 Millionen Hektar zur Verfügung (ISAAA 1999-2003). Hier tut sich vor allem Kanada hervor, dessen Raps-Anbaufläche zu 65 Prozent mit Gen-Raps bepflanzt ist (www.vci.de/dib/start.asp). Kanadischer Gen-Raps kann derzeit nicht in die EU exportiert werden, da diese mit den entsprechend notwendigen Genehmigungen der neun GVO-Sorten nicht nachkommt (www.oelmuehlen.de).

Mais:

02.09.042003 sind 11 Prozent der Mais-Anbaufläche, also 15,5 Millionen Hektar von weltweit 140 Millionen Hektar mit Gen-Mais bepflanzt. 2002 waren es 9 Prozent auf einer Fläche von 12,4 Millionen Hektar. Die 3,1 Millionen Hektar neuer GM-Mais-Anbaufläche bedeuten einen Zuwachs von 25 Prozent (ISAAA Briefs, No. 30 - 2003, www.worldseed.org). Allein in den USA sind 28 Prozent der Maisflächen mit GVO-Pflanzen besetzt (www.vci.de/dib/start.asp) Genmanipulierter Mais kann vor allem über das Nachprodukt Maiskleberfutter (Verarbeitung von Mais zu Stärkezucker und Äthanol) nach Europa gelangen. Hier werden jährlich 5 Millionen Tonnen in die EU importiert (www.oelmuehlen.de).

Die weltweite Gesamtfläche der vier Pflanzensorten, die in der Hauptsache für den GVO-Anbau verwendet werden, beträgt insgesamt 272 Millionen Hektar, von denen 25 Prozent mit Genpflanzen bebaut werden. 2002 waren es noch 22 Prozent. Auf Soja entfallen 61 Prozent der GM-Anbaufläche, auf Mais 23 Prozent, auf Baumwolle 11 Prozent und auf Raps 5 Prozent. 2003 machten Herbizidtoleranzen in Soja, Mais, Baumwolle und Raps 73 Prozent oder 49,7 Millionen Hektar der gesamten GM-Anbaufläche aus, gefolgt von 18 Prozent oder 12,2 Millionen Hektar Bt-Pflanzen. Die Kombination aus Herbizidtoleranz und Insektenresistenz in Baumwolle und Mais macht derzeit 8 Prozent oder 5,8 Millionen Hektar aus (ISAAA Briefs, No. 30 - 2003, www.worldseed.org). Im Übrigen ist die weltweite Anbaufläche aller anderen GVO-Pflanzen im Verhältnis zu den oben genannten Arten sehr gering. Sie umfasst in der Periode 1998 bis 2002 kontinuierlich lediglich 0,1 Millionen Hektar (ISA 1999-2003).

Anders als in den meisten Hauptanbauländern von Genpflanzen, sind diese und Produkte aus ihrer Verarbeitung in der EU kennzeichnungspflichtig: Ab 0,9 Prozent Anteil von genmodifizierten Bestandteilen muss das Produkt im Handel als genmodifiziert ausgewiesen werden. In Brasilien geschieht dies ab 4 Prozent und in Japan ab 5 Prozent (ISAAA Briefs, No. 30 - 2003, www.worldseed.org).
Um auf eine weitere Öffnung des europäischen Marktes für GVO-Pflanzen zu drängen, argumentieren die Gentechnik-Befürworter wie folgt:
Ein abgeschotteter Binnenmarkt mit Versorgungsengpässen und mangelndem Wettbewerb habe erhöhte Inlandspreise für die Rohstoffe und somit auch für die Verarbeitungsprodukte zur Folge.
Es drohe ein Handelskonflikt mit den Vereinigten Staaten - mit allen negativen Folgen für den Wirtschaftsstandort Europa und vor allem für Deutschland als Exportnation Nummer eins und größten Handelspartner der USA innerhalb der EU.
Es drohten wirtschaftliche Verluste infolge ausbleibender EU-Genehmigungen für Saatgutunternehmen, die auf die Amortisierung ihrer hohen Forschungs- und Investitionskosten angewiesen sind. So muss der Anbau von “Liberty Link”-Sojabohnen in den USA immer wieder verschoben werden, weil eine Import-Zulassung der EU noch nicht vorliegt (www.oelmuehlen.de).

Europas Felder sind nur fast Gen-frei!

Gegenüber den Ländern in Nord- und Südamerika sowie Asiens ist der Anbau von GVO-Pflanzen zumindest in den alten EU-Ländern prozentual zu vernachlässigen.
In Europa entscheidet sich, ob sich der Anbau genmodifizierter Pflanzen endgültig durchsetzen kann.
1997 war die EU (vor der Erweiterung) nicht nur der weltgrößte Agrarimporteur, sondern hinter den USA auch der zweitgrößte Agrarexporteur (11 Prozent aller Exporte/US: 13 Prozent). Den Einfuhren in Höhe von 92 Milliarden Dollar (weltweit gesamt: 575 Milliarden Dollar/USA: 62 Milliarden Dollar), stehen immerhin Ausfuhren in Höhe von 64 Milliarden Dollar gegenüber (weltweit gesamt: 580 Milliarden Dollar/USA: 77 Milliarden Dollar Export).
Die EU ist nach den USA weltweit zweitgrößter Exporteur von Getreide (25 bis 30 Millionen Tonnen). Dies entspricht einem Anteil von 15 bis 20 Prozent am gesamten Weltgetreidehandel.
Eine noch stärkere Stellung hat die EU beim Export der Verarbeitungsprodukte von Getreide. Ihr Anteil am Welthandel mit Weizenmehl und Malz für die Bierherstellung beträgt jeweils über 50 Prozent.
Die Annahme herrscht, dass sich nur mit dem Export die in der EU anfallenden Überschüsse vermarkten lassen. Aufgrund des Bevölkerungswachstums und der zu erwartenden Kaufkraftsteigerung, so Experten, wird die Nachfrage nach Getreide weiter um jährlich 2 bis 2,5 Prozent wachsen und muss über Welthandel gedeckt werden. Heute werden 180 Millionen Tonnen Getreide weltweit gehandelt. Laut Weltbank und FAO werden es 2010 230 bis 240 Millionen Tonnen sein müssen (www.oelmuehlen.de)

Befürworter der Gentechnik argumentieren mit dem Mehrertrag auf einer GVO-Anbaufläche unter Verweis auf Statistiken des United States Departement of Argriculture:
1997 wurde auf 350 Standorten von BT-Maisanbau im Mittel ein Mehrertrag von 8 Dz erzielt.
Auch würden die Kosten der Unkrautkontrolle im Anbau von herbizidtoleranten Roundup Ready Sojabohnen im Vergleich zur konventionellen Unkrautbekämpfung sinken: 55 DM pro Hektar könnten gespart werden (www.oelmuehlen.de)

Vor dem EU-Beitritt der Länder im Osten haben vor allem die US-Genkonzerne versucht, dort Fuß zu fassen. Im Herbst 2000 bewilligte der US-Senat 30 Millionen Dollar, um die US-Konzerne bei der Einführung von Gentech in den Ländern Osteuropas zu unterstützen. Die ersten Freisetzungsversuche fanden Anfang der 90er Jahre in Bulgarien statt, ohne dass es dafür eine gesetzliche Grundlage gab. Inzwischen sind auch in europäischen Ländern außerhalb der EU Gesetze zur Regelung des Gentech-Anbaus erlassen, doch manche Staaten haben nicht einmal zertifizierte Labors, die untersuchen können, ob Gentech in Futter- und Lebensmitteln enthalten ist. “Problematisch bleibt die Kontrolle”, bilanziert ein Gutachten des Freiburger Ökoinstituts zur “Agrogentechnik in den EU-Beitrittsländern”. In welchem Aussmaß Genfood, Genfutter und Gensaaten zirkulierten sei “weitgehend unbekannt”. Das Nicht-EU-Land Rumänien besitzt die drittgrößte Anbaufläche für Soja in Europa - mehr als die Hälfte davon ist nach Informationen der “Northern Alliance for Sustainability” mit Gensoja verpflanzt. Bulgarien dagegen baut großflächig auf 20.000 Hektar transgenen Mais - und nennt das Versuchsanbau. Der Mais wird aber kommerziell angeboten und gelangt als Futtermittel in die Nahrungskette (taz, 29/30/31. Mai 2004)

Der BT-Mais ist die einzige kommerziell angebaute gentechnisch veränderte Pflanze in den alten EU-Staaten.
2002 existierten in Spanien 20.000 - 25.000 Hektar BT-Mais (www.vci.de/dib/start.asp). 2003 expandierte die Anbaufläche noch einmal um gut ein Drittel und beträgt jetzt 6 Prozent der gesamten spanischen Maisfelder (ISAAA Briefs, No. 30 - 2003, www.worldseed.org). 1998 gab es in Frankreich 1.600 Hektar und in diesem Jahr sind in Deutschland 350 Hektar mit dem Bt-Mais bepflanzt, allerdings zu Forschungszwecken.
2002 gab es in der EU Freisetzungsversuche von Mais, Raps, Zuckerrübe, Kartoffel, Tomate, Tabak und Chicoree (www.vci.de/dib/start.asp)
In den USA gab es bis 1998 5000 Freisetzungsversuche, in Deutschland dagegen nur 500 (www.oelmuehlen.de). Im Laufe der 90er Jahre sind hier die Anträge auf Freisetzung transgener Pflanzen stetig angewachsen, im neuen Jahrtausend jedoch stark zurückgegangen.
1993 wurden 3 Anträge registriert, 1996 17 und 1999 22. In den Jahren 2000 und 2001 dagegen nur jeweils neun Anträge (Robert-Koch-Institut 2002).

Die genetischen Modifikationen bei Freisetzungsanträgen in Deutschland zielen zu 39 Prozent auf die Herbizidtoleranz ab. Das widerlegt vorerst das Argument eines geringeren Einsatzes von Unkrautvernichtern bei Anwendung von Genmanipulationen. Ein Argument, dass vor allem in Europa gegenüber ökologisch bewussten VerbraucherInnen angeführt wird, um die “grüne Gentechnik” zu popularisieren (siehe Feld: Kommunikationsstrategien).
21 Prozent der Genmanipulationen betreffen die Pathogenresistenz, 21 Prozent den Kohlenhydratstoffwechsel, fünf Prozent Fettsäuremuster und zwei Prozent die Enzymproduktion. 12 Prozent beziehen sich auf andere Modifikationsziele (Robert Koch Institut 2002).

Bisher sind nur Pflanzen der ersten Generation mit so genannten “input traits” - Verbesserungen der agronomischen Eigenschaften: Herbizidresistenz und Selbstschutz gegen Schadinsekten, Virus- und Krankheitsresistenzen, Reifeverzögerungen - im Freiland ausgesetzt worden.
Pflanzen der zweiten Generation mit so genannten “output traits” sollen Vorteile für die Weiterverarbeitung pflanzlicher Rohstoffe bieten: optimierte Fettsäure- oder Stärkezusammensetzung, ein verbesserter Nährwert, wie zum Beispiel eine für den
menschlichen Verbrauch optimierte Vitamin- oder Aminosäurezusammensetzung oder verbesserte geschmackliche und verdauungsfördernden Eigenschaften. Diese sollen aber erst in naher Zukunft auf den Weltmarkt gelangen und unmittelbaren Nutzen für den Verbraucher haben. Gentechnologiebefürworter erhoffen sich davon eine bessere Akzeptanz und Vermarktungsfähigkeit von Genpflanzen (www.oelmuehlen.de).

Weisse Biotechnologie: Gentechnik wäscht weisser

Dr. Holger Zinke, Vorstandschef der Brain AG: “Wir müssen akzeptieren, dass der Umweltschutzgedanke bis heute nicht der zentrale Treiber von industriellen Entscheidungsprozessen ist und in einer globalisierten Ökonomie mit aggressivem Wettbewerb möglicherweise auch nicht sein kann. Insofern ist es wichtig, die weisse Biotechnologie als Symbol für neue Wertschöpfungspotenziale mit gleichzeitig ökologischem und gesellschaftlichem Nutzen zu verstehen.” (Zinke: Weisse Biotechnologie: Neue Produkte, gesellschaftlicher Nutzen und Wertschöpfungspotenziale, in Zeitschrift für Biopolitik 2/2004).

Die weisse Biotechnologie wird von den Verbänden BIO und EuropaBio bereits als “Third Wave of Biotechnology” antizipiert. Dabei ist sie in der breiten Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannt. Sie leidet unter einem “Visibilitätsdefizit” und wird als eigenständiges Tätigkeitsfeld bisher nicht in den einschlägigen Statistiken ausgewiesen. Unter weisser Biotechnologie wird der Einsatz biotechnischer Methoden innerhalb industrieller Prozesse verstanden, der Ersatz endlicher fossiler Brennstoffe durch nachwachsende Ausgangsstoffe (Biomasse) und der Ersatz herkömmlicher, nicht auf biologischen Abläufen beruhender Prozesse, durch solche, in denen biologische Systeme, seien es nun ganze Zellen oder Enzyme, als Katalysatoren verwendet werden (OECD, 2001). Trotz der Restriktionen im “Technologietransfer” in die industrielle Produktion, gehören die deutschen Chemieunternehmen wie BASF, Henkel und Degussa zur Speerspitze der globalen weissen Biotechnologie-Industrie. Henkel besitzt zur Zeit ein Portfolio an verschiedenen Waschmitteln mit der weltweit jeweils höchsten Effizienz. Auch ein Resultat der darin enthaltenen hochaktiven und effizienten Enzymsysteme aus der biotechnischen Entwicklung. (Zinke, 2004).
Nahezu 100 Prozent der Waschmittelenzyme werden mit gentechnisch veränderten Mikroorganismen hergestellt. Der weltweite Umsatz mit Waschmittelenzymen lag 1997 bei etwa 500 Millionen Dollar (www.vci.de/dib/start.asp).
Experten der Unternehmensberatung McKinsey haben in einer Studie veröffentlicht, dass 2010 möglicherweise bereits 20 Prozent aller verkauften chemischen Substanzen mit Hilfe von Methoden aus der Biotechnologie hergestellt werden, entsprechend einem Umsatz der Produkte von 300 Milliarden Dollar. Dies führte dann zu einem jährlichen Mehr an Wertschöpfung für die chemische Industrie von 11 bis 22 Milliarden Euro, wovon mit 6 bis 12 Milliarden Euro etwa die Hälfte dem Bereich der Kosteneinsparung zuzuschreiben ist. (Zinke, 2004)

“Die politischen Entscheidungsträger müssten an sich völlig überrascht sein. Es liegt eine einzigartige, hierzulande ungewohnte Situation vor: Zum ersten Mal hat der deutsche Standort im Bereich der Biotechnologie eine gegenüber der USA mindestens gleichwertige, möglicherweise sogar vorteilhaftere Ausgangsposition...und es wird bereits heute am Standort mit der weissen Biotechnologie Geld verdient. Allein die durch mikrobielle Fermentationen hergestellten Aminosäuren als Futtermitteladditive, Vitamine und enzymhaltigen Waschmittel realisieren bereits heute Umsätze im Milliardenbereich.” (Zinke, 2004).

Zinke appelliert an den Willen der Wissenschaftler, die aufgrund ihrer Forschungsresultate zu Unternehmensgründungen gelangen sollten, mit neuen, den Kapitalmarktregeln standhaltenden Geschäftsmodellen. Sie sollten mit biotechnologischen Entwicklungen sowohl an der Wertschöpfung in den äußerst lukrativen Märkten der angestammten Papier-, Leder- und Textilindustrie als auch vor allem in der traditionell für Produktinnovationen aufgeschlossenen Kosmetikindustrie sowie in der Fein- und Spezialchemie stärker teilhaben (Zinke, 2004).

Die rote Gentechnologie

2003 betrug der Umsatz mit den 13 umsatzstärksten gentechnisch hergestellten Arzneimitteln 22 Milliarden Dollar.
In den USA waren 2003 187 gentechnisch hergestellte Arzneimittel auf dem Markt
In Deutschland waren es im Juni 2004 104 gentechnisch hergestellte Arzneimittel mit 75 verschiedenen Wirkstoffen, davon 14 aus deutscher Produktion. Der Umsatz durch Apotheken betrug in Deutschland: 1,7 Milliarden Euro. Gen-Medikamente machen derzeit 8,6 Prozent des deutschen Arzneimittelmarktes aus.
Jüngst erhielten vier Medikamente mit drei neuen Wirkstoffen eine zentralisierte Zulassung (www.vci.de/dib/start.asp)

Deutschland folgt bei den Patentanmeldungen zu Arzneimitteln mit biotechnologischem Bezug hinter den USA. 2003 wurden in den Vereinigten Staaten 722 Anmeldungen registriert, das sind 46 Prozent aller Anmeldungen weltweit. Ihre Zahl hat sich seit 1995 mehr als verdoppelt (Deutsches Patentamt 2004). Davon befinden sich rund 300 Medikamente in der Klinischen Phase III. Die Hälfte dieser Arzneien soll der Krebsbehandlung dienen (In Europa sind 70 Arzneimittel in der Phase III) (www.vci.de/dib/start.asp)
Deutschland kommt 2003 auf 247 Anmeldungen, das sind 16 Prozent (1995 waren es nur 65, also weniger als ein Viertel der jüngsten Zahlen). Japan weist 154 Anmeldungen auf, das sind 10 Prozent. Mit 91 Anmeldungen und einem Weltanteil von 6 Prozent folgt Großbritannien, danach Frankreich mit 81 Anmeldungen und 5 Prozent. Sonstige Länder kommen zusammen auf 287 Anmeldungen und einen Anteil von 17 Prozent (Deutsches Patentamt 2004).

Gentechnisch hergestellte Arzneimittel scheinen jedoch zumeist von den großen Pharmakonzernen zu stammen, wie sonst lässt sich erklären, dass erst kürzlich das erste Produkt (das Krebsmedikament Eligard von MediGene) einer der deutschen Biotech-Firmen zugelassen wurde, die eigentlich als das klein- und mittelständische Rückgrat der Biotechnologie-Offensive in Deutschland dargestellt werden.

Deutsche BioTech-Industrie: Der Tiger sprang und landet auf dem Teppich

In den Statistiken zur Biotechnologie tauchen als Kernunternehmen der Biotechnologie zumeist jene Firmen auf, die vorwiegend moderne Methoden der Biotechnologie entwickeln oder nutzen (in Abgrenzungen zu klassischen Methoden der Biotechnologie oder Medizintechnik). Traditionelle Großunternehmen aus der Pharma- und Agrarindustrie bleiben bei der Datenerhebung unberücksichtigt, auch wenn sie teilweise mit modernen Biotech-Methoden arbeiten und darin wahrscheinlich mehr Beschäftigte haben, Kapital investieren und Umsätze machen als die untersuchten Biotech-Unternehmen.
Die Geschäftsfelder kleiner Biotechnologieunternehmen umfassen 2003 52 Prozent Therapeutika, 28 Prozent Molekulardiagnostika, 8 Prozent Drug Delivery, 8 Prozent Tissue-Engineering - Diese Bereiche bilden den Sektor der roten Biotechnologie; 5 Prozent Feinchemikalien (also die weisse Biotechnologie) und 4 Prozent Bioinformatik, 4 Prozent Lebensmittel (inkl. Diagnostik) und nur 3 Prozent transgene Pflanzen. (Ernst & Young 2004).
80 Prozent der Firmen auf dem Biotech-Sektor beschäftigen weniger als 30 Mitarbeiter. Von 1996-2000 war die Phase des Booms. Seit 2001 herrscht Stagnation und sind rückläufige Eckdaten zu verzeichnen.
(www.de.ey.com)

Dr. Alfred Bach, Alleinvorstand der Axaron Bio-science AG: “Wir haben gesät, die Saat ist aufgegangen, die Pflanze ist gewachsen und begann hie und da sogar zu blühen - aber leider hat sie auch Dornen ausgetrieben. Und jetzt sitzen manche da und ärgern sich über diese Dornen, statt sich über den ersten Blüherfolg zu freuen.” (Bach: Zur Lage der Biotechnologie-Branche in Deutschland, in Zeitschrift für Biopolitik 2/2004).

Weniger Unternehmen

Die Zahl der Unternehmen mit maximal 500 Beschäftigten ist in Deutschland, wie in Europa im neuen Jahrtausend wieder gesunken. Das wird zumeist als Prozess der Konsolidierung und Gesundschrumpfung (Kostensenkung, Personalabbau, Zurückstellung von kostenintensiven Entwicklungsvorhaben) gewertet. Gab es in Deutschland 1999 279 Firmen im BioTech-Sektor, im Jahr 2000 332 und im Jahr 2001 365, fiel die Zahl 2002 auf 360 und in 2003 schließlich auf 350. Im selben Jahr sind 24 Pleiten registriert worden, 10 Unternehmen wurden aufgekauft, und es fanden 23 Neugründungen statt. In Europa schrumpfte die Zahl der BioTech-Unternehmen von 1879 im Jahr 2001 auf 1861 im Jahr 2003. Dabei ist die Entwicklung in Großbritannien (2003: Zuwachs um drei auf 334 Unternehmen), Frankreich (2003: Zuwachs um sieben auf 246 Unternehmen) und der Schweiz (2003: Zuwachs um neun auf 138 Unternehmen). Auch in den USA hat die Zahl kleiner Unternehmen im Kernbereich der Biotechnologie von 2000 bis 2003 ohne Einbrüche zugenommen, von 1374 auf 1473 Firmen (Ernst & Young 1999-2004).

Zahl der Beschäftigten sinkt

Stieg die Zahl der Beschäftigten in den Kern-BioTech-Firmen bis auf 14.408 im Jahr 2001 an, ging sie im darauf folgenden Jahr um sieben Prozent zurück (13.400) und sank 2003 noch mal um 14 Prozent (11.535). Davon sind auch die am höchsten qualifizierten Arbeitnehmer, nämlich die Beschäftigten auf dem Forschungs- und Entwicklungssektor, betroffen. Ihre Zahl sank von 7.858 im Jahr 2001 auf 7.308 im Jahr 2002. Im darauf folgenden Jahr gab es einen Rückgang von 16 Prozent auf 6.120 Beschäftigte. Auch in Gesamteuropa sind die Zahlen der in den BioTech-Unternehmen Arbeitenden rückläufig: Von 87.200 im Jahr 2001, auf 82.100 im Jahr 2002 und schließlich 77.900 im Jahr 2003 (Ernst & Young 2000-2004).

Umsätze gehen nach unten

Wurden 2001 in Deutschland in der BioTech-Branche 1045 Millionen Euro umgesetzt, sind es im Jahr 2002 nur noch 1014 Millionen. 2003 ist ein nochmaliger Rückgang von fünf Prozent auf 960 Millionen Euro zu verzeichnen. Das Gleiche gilt für Europa. Hier wurden 2001 13.130 Millionen Euro umgesetzt, 2002 12.861 Millionen Euro und im Jahr 2003 schließlich 11.277 Millionen Euro (Ernst & Young 2000-2004).
Das Schweizer Biotech-Beteiligungsunternehmen BB BioTech rechnet aber optimistisch bis 2006 mit einem jährlichen Umsatzwachstum von 20 Prozent und einer Steigerung der Zahl der Patente um 15 Prozente (FAZ 12.5.04)

Weniger Forschung und Entwicklungsaufwand

Steckten die Unternehmen in Deutschland im Jahr 2001 noch 1228 Millionen Euro in die Erforschung und Entwicklung neuer Produkte, gaben sie 2002 nur noch 1090 Millionen Euro dafür aus, das ist ein Rückgang um 11 Prozent. 2003 gingen die Aufwendungen um nochmals 11 Prozent auf 966 Millionen zurück.
In Europa betrug 2001 die Summe, die für Forschung und Entwicklung ausgegeben wurde, 7166 Millionen Euro. Sie stieg 2002 sogar noch auf 7657 Millionen Euro. 2003 ging sie aber auf 6354 Millionen Euro zurück (Ernst & Young 2000-2004).

Weniger Betriebsverluste

Die Betriebsverluste haben in Deutschland aufgrund des Schrumpfungsprozesses abgenommen. Betrugen sie im Jahr 2001 551 Millionen Euro und stiegen 2002 auf 661 Millionen Euro an, gingen sie 2003 um 17 Prozent auf 549 Millionen Euro zurück (Ernst & Young 2000-2004). Erstmals haben sich damit in der Geschichte der deutschen Bio-Tech-Branche die Verluste im Vergleich zum Vorjahr verringert. Diese werden als Anfangsverluste der jungen Branche charakterisiert (ein Grund für Verlustrückgang: verstärkt kurzfristige Umsätze durch Dienstleistungen statt durch aufwendige Produktentwicklungen). Immerhin schreibt jedes 5. Biotech-Unternehmen mittlerweile schwarze Zahlen, will die Zeitung Neues Deutschland herausgefunden haben (ND 13.05.2004).
Auch in Europa haben die Verluste im Jahr 2002 mit 4033 Millionen Euro ihren Höhepunkt erreicht und haben 2003 mit einer Summe von 1917 Millionen Euro eklatant abgenommen (Ernst & Young 2000-2004).

Wer finanziert BioTech?
Die Börse hält sich bei BioTech zurück

Die Zahl der börsennotierten Unternehmen ist in Deutschland und Europa gesunken. Gab es 2001 in Deutschland 21 solcher Unternehmen, schrumpfte ihre Zahl im Jahr 2003 auf 11. In Europa sank ihre Zahl von 104 im Jahr 2001 auf 96 im Jahr 2003 (Ernst & Young 2000-2004). Der Börsengang der Schweizer Biotechfirma Basilea in diesem Jahr ist der erste Börsengang in Europa seit zwei Jahren (FAZ, 12.05.2004). Epigenomics ist das erste deutsche Biotech-Unternehmen seit drei Jahren, das an die Börse gehen will. Es stellt Tests zur Krebserkennung her. Der Börsengang wurde jedoch kurzfristig verschoben, der Aktienvergabepreis gesenkt (FAZ, 16.07.04).

Risikokapital ist geschrumpft

Venture Capital (Risikokapital) ist seit 2001 die einzige Eigenkapitalquelle für Biotech-Industrie in Deutschland, wie die Statistik beweist (2000 machte der Venture-Capital-Anteil weniger als die Hälfte aus, nämlich 0,6 Milliarden von 1,4 Milliarden Kapitalzufuhr). Die Zufuhr dieser Kapitalart ist jedoch seit 2000 stark gesunken. Betrug sie 2001 0,5 Milliarden Euro, ist sie seit 2002 bei 0,2 Milliarden Euro stehen geblieben. Insgesamt 32 Prozent der Unternehmen werden mit Risikokapital finanziert (Ernst & Young 2000-2004). Global Lifescience Ventures (Wagniskapitalgeber im BioTechBereich) finanzieren keine Firmengründungen mehr, sondern steigen erst spät in Finanzierung von bestehenden Unternehmen ein. (http://www.life-science-ventures.de)
Ein weiteres Beispiel eines Risikokapitalfonds für so genannte "spätere Finanzierungsphasen" ist die BioM Venture Capital GmbH & Co mit Sitz in München. Sie wird seit 2002 von der BioM AG verwaltet, einer Service-, Beratungs- und Finanzierungsgesellschaft, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Position der BioTech-Region München als eines der führenden Biotechnologie-Zentren in Europa auszubauen. (http://www.bio-m.de)

In Europa ist die Kapitalzufuhr von 1,2 Milliarden im Jahr 2002 auf 2,3 Milliarden Euro im Jahr 2003 gestiegen. Der Venture Capital Anteil jedoch von 1,1 Milliarden auf 0,9 Milliarden Euro gesunken (Ernst & Young 2000-2004).
Der Trend in den USA ist da schon wieder weiter. Hier hat die BioTech-Branche im ersten Quartal 2004 das höchste Investitionsvolumen von Risikokapital seit 1992 erzielt (FAZ, 12.05.2004) In den USA ist die Gesamtkapitalzufuhr von 8,3 Milliarden (2002) auf 12,7 Milliarden (2003) gestiegen. Auch das Venture Capital stieg an: Von 2,1 Milliarden (2002) auf 2,5 Milliarden Euro (2003) (Ernst & Young 2000-2004).
Da derzeit nur wenig Wagniskapital vorhanden ist, setzen viele deutsche Unternehmen auf Kooperationen (Lizenzverträge und Entwicklungspartnerschaften mit anderen BioTech-Firmen und Pharmakonzernen, FAZ 12.05.04)
Unter der Annahme, dass eventuell die Hälfte der mit Risikokapital finanzierten Unternehmen kein weiteres Kapital akquirieren kann, wäre ein maximaler Einbruch von 50 Unternehmen denkbar. Laut der Zeitung Die Welt vom 13.04.2004 steht bei rund 70 Prozent der deutschen Biotech-Unternehmen eine Anschlussfinanzierung an. Insgesamt werden 500 Millionen Euro in diesem Jahr benötigt. “In den kommenden Monaten wird einigen Unternehmen das Geld ausgehen. Was nicht wenige Beobachter erfreut: 350 BioTech-Unternehmen in Deutschland, sagen Fachleute, sind schlichtweg zu viel.”

Ernst & Young: “Noch hat die deutsche Biotech-Branche die Talsohle nicht durchschritten - im Gegensatz zur US-amerikanischen BioTech-Industrie” Der Grund: In den USA waren im Gegensatz zu Deutschland bereits vor dem “down-turn” therapeutische Produkte auf dem Markt.
Ein Beispiel ist die Erfolgsstory des US-Unternehmens Genentech:
Dieses hat in den 80er Jahren bereits das weltweit erste gentechnisch hergestellte Medikament auf den Markt gebracht. Heute hat es 13 Medikamente auf dem Markt. Drei neue Medikamentzulassungen in jüngster Zeit haben zu einer Verdreifachung des Aktienwertes geführt.

Ohne staatliche Subventionen läuft nichts

Für die BioWissenschaften stellt die Regierung jährlich 700 Millionen zur Verfügung (BerliNEWS: Fünfter deutscher Biotechnologie-Report www.berlinews.de/archiv-2004/2145.shtml) Das Bundesministerium für Bildung und Forschung schiebt seit Mitte der 90er Jahre Wettbewerbe zur Förderung von BioTechnologien an:
Mit dem BioRegio Wettbewerb (1995) haben sich regionale Wirtschaftsräume in Bioregionen strukturiert. Ziel ist es, Forschung und unternehmerische Auswertung zu bündeln.
4 von 17 Regionen wurden prämiert und erhielten bevorzugten Zugang zu den Fördermitteln (90 Millionen Euro) des BMBF (insbesondere, um weitere öffentliche und private Förderungen zu erleichtern)
BioProfile war 1999/2000 wie BioRegio an Regionen gerichtet. Diesmal lag das besondere Augenmerk auf BioTechnologien außerhalb der Medizin, also auf die grüne Biotechnologie. Insgesamt erhielten BioRegionen dadurch 50 Millionen Förderung durchs BMBF.
Im Herbst 2003 legt die Bundesregierung einen HighTech-Masterplan auf; ein 100 Millionen-Programm, um die Investitionsbedingungen für junge Technik-Unternehmen zu verbessern. Es umfasst verbesserten Zugang zu Wagniskapital und international wettbewerbsfähige steuerliche Rahmenbedingungen (BMBF: BioRegionen in Deutschland 2004).

Vorbild der staatlichen Förderung ist Frankreich. Dort werden Unternehmen, die jünger als acht Jahre sind und 15 Prozent ihrer Ausgaben auf Forschung und Entwicklung verwenden, mit dem Programm “Jeune Entreprise Innovante” gefördert:
Programmteilnehmer zahlen keine Sozialabgaben auf Löhne, keine örtlichen Gewerbesteuern, keine Einkommenssteuern, keine Kapitalgewinnsteuer für Shareholder. Betrugen vor dem JEI-Programm die Kosten französischer Biotechfirmen für Steuer und Lohnnebenkosten in einem Vierjahreszeitraum rund 15 Millionen Euro - bei einem Cashflow von 7 Millionen Euro - so haben sich mit ihm die Bedingungen grundlegend geändert: Die Ausgaben betragen nur noch 3 Millionen Euro, der Cashflow aber 17 Millionen (France Biotech). Ein ähnlich gutes Ergebnis gibt's in Europa nur noch in Irland mit 5 Millionen Sozialabgaben und Steuern, bei einem Cashflow von 14 Millionen Euro (Ernst & Young 2004).

“Auch Strukturen, die unsere Branche in der Vergangenheit vorgebracht haben, können Wachstum behindern: Der Bio-Regio-Wettbewerb war in der Gründungsphase der Biotech-Industrie eine hervorragende, geradezu geniale Idee, weil er Kompetenzen bündelte und “Biotechnologie-Beteiligte” - Forscher aus Industrie und Akademie, Finanzleute und Politiker - zusammenbrachte und hinter einer Fahne versammelte. Mittlerweile birgt er allerdings auch die Gefahr der Fragmentierung und Regionalisierung. In den Zeiten globaler Zusammenhänge würden wir gut daran tun, den Biotech-Standort “Deutschland” als Ganzes ins Auge zu fassen. Dazu ist es eben auch notwendig, selbstgeschaffene Strukturen dort, wo es erforderlich ist, zu überdenken und gegebenenfalls zu überwinden.” (Bach: Zur Lage der Biotechnologie-Branche in Deutschland, in Zeitschrift für Biopolitik 2/2004)05.09.04



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Während der Ausstellungszeit werden an unserem Stand verschiedene Werkstattgespräche stattfinden. Die genauen Terminankündigungen sind demnächst hier zu sehen.  

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Fragen zum Ausstellungsbeitrag BioTechCityLimits?
Mails für hybridvideotracks bitte an orga@hybridvideotracks.org.

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Hold The Date

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1. bis 5. September 2004

6. Werkleitz-Biennale

in Halle/Saale

Themenfelder:


Biopatente Kommunikationsstrategien Lokal Players Ökonmische Daten
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